Projektbericht Trainingscamp 1996
Zur Info: auch in 2004 findet wieder ein Trainings-Camp statt! Anmeldung: siehe unten.
PILOTPROJEKT APRIL 1996

Ein Wochenende Training satt; eine Idee - entstanden in der trüben Jahreszeit, wenn selbst Hundebesitzer die warme Stube nur widerwillig verlassen. Wir, das sind ein paar Jungpiloten jedweden Alters, die sich fragten, wie sie Ihr mühsam erworbenes Halbwissen erhalten und darüber hinaus auch erweitern könnten, kontrolliert und kritisiert von erfahrenen Piloten, ohne dabei den Spaß an der Fliegerei gänzlich außer acht zu lassen.

So entstand die Idee von unserem Trainingscamp. Nur wußten wir weder wo noch wie. Zu unserem Glück befand sich in unserem Kreis ein erfahrener Pilot, der Interesse an unseren Ideen zeigte und bot sich uns als Hilfe an. Er fing an zu telefonieren, zu organisieren und plötzlich war aus der Idee ein konkreter Plan geworden, der so gut klang, daß die Anzahl der Teilnehmer immer größer wurde.

Wen wir uns als Organisator angelacht hatten, erfuhren wir mit der Verteilung unserer ~‘Hausaufgaben“. Wir mußten richtig arbeiten -Flugpläne für einen Auslandsflug erstellen, Flugplanung mit allem Drum und Dran durchführen - wann hatten wir das letzte Mal bewußt eine Berechnung der Schwerpunktlage durchgeführt oder ab welcher Höhe fliegt man in Dänemark Flugfläche?? Für die selbsternannten Profis unter den Fliegern, die auch nach reichlich Whiskey/Cola noch auf einer Briefmarke landen können oder für die fliegerische Abenteuer erst jenseits von Grönland anfangen, ist dies sicherlich Peanuts -aber für diejenigen, die in ihrem Fliegerleben noch nicht einmal die erste ärztliche Nachprüfung erreicht haben, ist es schon etwas besonderes, mit Karte, Kompaß, VOR und ADF und ohne GPS nach Vestjylland in Dänemark zu fliegen.
Nach einigen Flugvorbereitungssitzungen ging es am Freitag, dem 12.04.1996 endlich Richtung indtorp und “Naur Airport‘ zum 1. Pilotentraining los. Wir trafen uns um 9.00Uhr in Uetersen. Diejenigen von uns, die die erste Strecke fliegen wollten, waren für das Einholen der Wetterberatung zuständig. Und schon begann unserer Abenteuer: Wie im April so üblich, hatten wir in Uetersen einen schönen Schneeschauer, der das Fliegen erschwerte. Unser eingeholtes Wetter bestätigte uns dies - eigentlich, denn von vier Wetterinformationen waren 3 grundsätzlich verschieden.

Um nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren zu müssen, entschieden wir uns für den goldenen Mittelweg und lagen damit wettertechnisch genau richtig. Dann ging es im Abstand von 5 Minuten endlich los. Für einen unserer Flug Vorbereitungsspezialisten fand seine Flugvorbereitung schon in Höhe Elmshorn ein jähes Ende. Ein Schneeschauer mußte umflogen werden - der nach wochenlangem Grübeln herausgefundene Strich in der Karte und die Vorfreude auf das Finden der Orientierungspunkte war plötzlich Schnee von gestern und verschwanden im Dunst.

In Tönder machten wir eine Zwischenlandung um Flugbenzin der feineren Art -nämlich preiswert- zu uns zu nehmen. Das Wetter wurde immer besser, der Himmel stetig blauer, der Wind erwies uns die Ehre und bat zu Seitenwindlandungen wie wir sie auch üben wollten. Weiter ging es nach Stauning, wo wir eine Pause einlegten, da uns der dort ansässige Luftfahrttechnische Betrieb, Hangar 5 Airservice APS, zu Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Nach erfolgter Stärkung besuchten wir ein am Flugplatz gelegenes Oldtimer-Musuem, in welchem engagierte Dänen restaurierte Flugzeuge ausstellen, die zum größten Teil voll lufttauglich sind und an Flugtagen zu erleben sind.

Von hier war es nur noch ein Katzensprung von ca. 15 Minuten Flugzeit bis zu unserem “Heimatflugplatz‘ für die nächsten Tage. Doch wo lag das gute Stück? Lindtorp Flyveplads liegt schließlich seit längerer Zeit im Dornröschenschlaf, würde es von weitem zu sehende Startbahnreiter geben, oder ist überhaupt ein Windsack vorhanden?? Schließlich fanden alle den Platz - 1200 Meter Asphalt irgendwo auf einer Wiese fällt einem schließlich doch irgendwann auf - und mit großem Hallo suchten wir gegen 17:00 Uhr die Unterkünfte auf. Noch ehe die erste Kanne Kaffee durch den Filter gelaufen war, brummten schon wieder die Motoren und die ersten Nimmersatten ließen den Stundenzähler der Flugzeuge zur Freude des Vercharteres rotieren.

Derweil rotierte der Rest am Boden und dank eines mitgereisten Heizungsbauers wurde es in unserem Eispalast auch langsam warm. Die “Hundehütten1~, die Dänen nennen sie wegen ihrer Form stolz A-Häuser, wurden belegt - heißbegehrt die mit Heizung -‚ auf dem Tower beobachtete man die Flugkünste der Freunde und flirtete mit den anwesenden Damen. Am Abend stellten wir gegen 20:30 den Flugbetrieb wegen Hungers und untergehender Sonne ein. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich vier C172, eine C182 und eine Piper PA 22 Tri-Pacer am Platz. Zu uns stoßen wollten am nächsten Tag noch eine C172 und eine C170 mit dem jüngsten Piloten. Familiär betreut, bekamen wir unser Essen von der Mutter von Kurt Markussen per Auto zu uns gebracht. Frau Markussen ist eine sehr gute Köchin und kann wunderbare Kuchen backen. Zur Freude aller fand sich auch eine(!) Kiste Bier im Auto, einem gemütlichen Abend stand nun nichts mehr im Wege.

Das herzlich gelacht und der eine oder andere Witz erzählt wurde, sei hier nur am Rande erwähnt. Das aber Kurt Markussen nicht nur was von Flugzeugen versteht, sondern auch von Musik, bekamen wir zu fortgerückter Stunde zu hören, als er auf seinem Akkordeon internationale Schlager spielte, die von uns mehr oder weniger stirnmlich unterstützt wurden.

Der Samstagmorgen weckte uns mit strahlendem Sonnenschein und kaltem, steifem Nordostwind. Die Landebahnrichtung in Lindfort ist 08/260, der Wind kam an diesem Tag etwa aus 060/15 (am Vortag etwa 030/15) und drehte im Laufe des Tages auf die Bahn. Früh auf, konnte man am besten duschen, der Rest wurde durch einen tiefen Überflug des Tri-Pacers geweckt. Mit frischen Brötchen im Bauch ging es daran, die Aufgaben zu verteilen. Die eine oder andere Maschine mußte zum Tanken geflogen werden, dies wurde mit Navigationsaufgaben, Notlandeverfahren und ähnlichem verbunden. Andere wiederum machten Sightseeing aus der Luft oder turnten am Platz. Wer Mut hatte, wurde von Kurt Markussen auf seiner Hauswiese eingewiesen: 430 Meter Gras, begrenzt einerseits von einer niedrig gehaltenen Hecke, andererseits von einem Acker, rechts eingefaßt von einem Knick, links das Elternhaus. Dies war “NAUR Airport“. Hier fanden an den Tagen Flugbewegungen statt, von denen so mancher Landeplatz bei uns in der Woche nur träumt. Überhaupt machten wir die Erfahrung, das bei unserem Nachbarn in fliegerischer Hinsicht vieles unkomplizierter verläuft und nur dort, wo es wichtig und notwendig ist, die Meßlatte entsprechend hoch gelegt wird.

Am späten Vormittag trafen die Nachzügler ein, so daß wir jetzt mit 8 Maschinen am Platz waren, für die wir vier erfahrene Piloten dabei hatten, die uns die eine oder andere Feinheit des Fliegens zeigen konnten. — Danke - Wo hat man denn schon mal die Möglichkeit Runde um Runde mit Seitenwind zu üben, um sich zu sagen, ich will nach max. 400 Metern stehen; Kurzbahnstart- und Landetechniken bis zum Abwinken zu trainieren oder so zu landen, daß die Passagiere die Landung nicht spüren, den Startabbruch aus 50 Fuß Höhe, den Anflug im Slip usw.?? Hier störte uns kein Nachbar, kein Flugleiter bemängelte den manchmal auftretenden Übermut, die Landegebühr war pauschal abgerechnet. Anstatt sich über den Krach lauthals zu beschweren, hatten wir sogar Zaungäste, die uns zuschauten. Unser Abreisetag erwartete uns mit leichtem Reif auf den Flugzeugen und strahlendem Sonneschein, wenig Wind und einer Mannschaft, die wider Erwarten schon um 8:30Uhr fast vollständig angetreten war. Einen jeden juckte es noch einmal in den Fingern, das bisher trainierte noch einmal so richtig ausprobieren zu können. Noch einmal wurde nach Herzenslust über den Platz getobt, ehe wir uns gegen Mittag voneinander verabschiedeten, um die Heimreise anzutreten. Auch jetzt bekamen die Piloten wieder viel Arbeit, denn nicht alle wollten den geraden Weg nach Haus fliegen. Einige flogen an der Nordseeküste entlang, andere wiederum überquerten Dänemark und flogen an der Ostseekünste zurück. Also hieß es wieder: Karten raus, Kurse abgenommen und das Gepäck über alle Flieger gleichmäßig verteilen.

Mit einem herzlichem Dankeschön verabschiedeten wir uns von Frau Markussen und ihrem Mann - dann flogen die “tyfelike tyske piloter“ gen Uetersen. Wenn wir natürlich auch Spaß an den Tagen hatten, so haben uns die Gespräche mit unseren erfahrenen Piloten, gerade wenn man den Schein erst relativ neu hat, für das Flugzeug und seine Technik und die Art wie man damit umgeht weiter sensibilisiert. So mancher war vor dem Wochenende noch verkrampft oder zurückhaltend, ein anderer mochte einfach nicht bei stärkerem Wind fliegen - wir hatten die Möglichkeit, hier zu trainieren in einem Maße, wie es bei uns einfach nicht geht und genau das hat uns ungeheuer weitergebracht.

Sollte der Platz im nächsten Jahr immer noch diese Möglichkeiten bieten, sind wir bestimmt wieder oben und freuen uns auf den Kuchen von Frau Markussen.
Auch in 2004 wird wieder nach Dänemark & Schweden geflogen. Voraussichtlich Ende April. Freitag bis Sonntag. Interessierte Piloten können sich bei:

Kurt Markussen Tel: 04101-850 340 & Fax: 04101-850341 melden. Oder per E-Mail chef@c-172.de

axel pilorz/kurt markussen
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